Anschlag in Sydney: Facebook-Seite des angeblichen Täters „David Cohen“ ist KI-generiert
International kursiert ein Bild von einem Facebook-Profil, das zu einem der Täter von Bondi Beach, Sydney, gehören soll. Angeblich heiße er „David Cohen“. Doch das Profil gibt es nicht, dahinter steckt Künstliche Intelligenz.
Bei dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier am 14. Dezember am Bondi Beach in Sydney, Australien, wurden 15 Menschen getötet und mindestens 40 weitere verletzt (Stand: 17. Dezember 2025). Behörden zufolge richtete sich der Angriff gezielt gegen Jüdinnen und Juden, die beiden Tatverdächtigen sollen dem Islamischen Staat nahestehen.
Dazu kursiert in mehreren Sozialen Netzwerken ein Bild, das angeblich das Facebook-Profil des Schützen zeigen soll. Er heiße „David Cohen“, sei Jude und Israeli. Weiter heißt es, das Profil sei geleakt worden, bevor es gelöscht wurde. Die Behauptung verbreitete sich in mehreren Sprachen, darunter auf Deutsch, Englisch, Französisch, Bosnisch und Arabisch.
Angebliches Facebook-Profil weist logische Fehler auf
Der wahrscheinlich älteste Beitrag mit der Behauptung ist inzwischen gelöscht. Doch eine archivierte Version zeigt das mutmaßliche Originalbild des angeblichen Facebook-Profils.
Darin sind mehrere logische Fehler erkennbar (gelb markiert): Die Worterfindung „Ernsage“ und der Grammatikfehler: „Add a new friends“ (Deutsch: Füge einen neuen Freunde hinzu). Außerdem die Angabe, das Profil habe einen Freund, darunter ist jedoch von 27 Freunden die Rede, sowie die Vornamen zweier Freunde, die „Jewish“ (Deutsch: Jüdisch) lauten.

Diese Hinweise deuten darauf hin, dass das Bild manipuliert ist. Wir haben deshalb das Unternehmen Neuramancer, das auf das Erkennen von Bildmanipulation spezialisiert ist, sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) um eine Analyse gebeten.
Anatol Maier, Co-Leiter von Neuramancer, schreibt uns, dass das Bild „typische KI-Fehler“ aufweise (rote Markierungen). Darunter das falsch geschriebene Wort „Eeopls“ statt „People“ (Deutsch: Menschen), die schiefe Glocke, das das Benachrichtigungssymbol darstellen soll sowie weitere verschwommene Emojis und Icons, die in ihrem Aussehen nicht mit den Originalen auf Facebook übereinstimmen. Zudem schwebt das Mikrofon auf dem Bild in der Luft und unten recht ist das Wasserzeichen von Gemini sichtbar, dem KI-Assistenten von Google.

Ob das KI-Bild mit Gemini erstellt wurde, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Zwar passt die Position, Größe und Farbe des Wasserzeichens, doch Björn Ommer, Leiter der Arbeitsgruppe Computer Vision und Learning an der Ludwig-Maximilians-Universität München, weist darauf hin, dass solche Wasserzeichen auch entfernt, oder absichtlich nachträglich eingefügt werden könnten, um eine Herkunft vorzutäuschen. So wurde bereits ein echtes Video einer Demonstration fälschlich als KI-Video verbreitet, wie die Deutsche Presse-Agentur DPA im Oktober berichtete.
Laut Fachleuten ist das angebliche Facebook-Profil „David Cohen“ KI-generiert
Ein Tool, das die Projektgruppe Gretchen AI des DFKI zur Medienverifizierung entwickelt hat, erkennt zudem in den Bereichen der Bilder, die Gesichter zeigen sollen, „deutliche Anzeichen für synthetischen Content“. Das deckt sich mit den Ergebnissen des Tools von Neuramancer. So schreibt auch Maier, es gebe „starke Indikatoren für synthetischen Inhalt“, vor allem in den Profilbildern der vermeintlichen Personen.
Maier erklärt, in Kombination belegen diese Indizien, dass das Bild „mit ziemlich sicherer Wahrscheinlichkeit“ vollständig KI-generiert sei. Auch das Team von Gretchen AI schreibt: „Das Bild ist sicher synthetisch generiert.“
Polizei bestätigt Medienberichte: Namen der Tatverdächtigen von Bondi Beach lauten anders
Mehrere Medien berichteten übereinstimmend, dass der ältere Tatverdächtige Sajid A. von der Polizei vor Ort erschossen wurde. Der zweite mutmaßliche Täter ist demnach sein 24-jähriger Sohn Naveed A. Die zuständige Polizeistelle in New South Wales, Australien, bestätigte uns gegenüber die Berichte.
Naveed A. ist wegen mehrerer Straftaten angeklagt, darunter Mord und Terrorismus. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten, ist er australischer Staatsbürger.
Zum Anschlag in Sydney verbreiten sich mehrere Falschbehauptungen. Wie wir berichteten, kursieren online falsche Fotos des mutmaßlichen Täters in einem Pakistan-Trikot und ein Video, das ein Feuerwerk durch Muslime nach dem Anschlag zeigen soll, wurde aus dem Kontext gerissen.
Redigatur: Paulina Thom, Steffen Kutzner